
Am Ende ist die Schlucht und was kommt dann? Solche Fragen interessieren mich ja brennend. Da es bis dort hin ziemlich weit ist nehme ich das Fahrrad und fahre auf die Straße die von Orgiva nach Los Agustines führt. Hier ist sie offiziell zu Ende, aber Google Earth führt sie noch ein ganzes Stück weiter. Es ist eine wundervolle Strecke die parallel oberhalb des Rio Guadalfeo führt. Zu meiner linken Hand liegen die weißen andalusischen Häuser an den Cerro Negro angeschmiegt und links zum Tal herunter sind Gemüsefelder mit Mangold, dicken Bohnen und Möhren angelegt, abwechselnd mit Oliven und Orangenhainen. Auch die Straße ist mit Orangen und Zitronenbäumen gespickt, abwechselnd mit wundervollen Blumengärten. Ich biege in einen kleinen Pfad ein, er ist Teil des Fernwanderweges GR142 und kürzt eine gute Ecke ab, ist aber mit dem Fahrrad nur schwer zu bewältigen, ein Wanderweg halt auf dem an fahren nicht zu denken ist. Schließlich komme ich oben auf der Piste die ich erkunden möchte wieder an und jetzt geht es mit dem Fahrrad weiter.

Auf dem Kamm habe ich eine wundervolle Aussicht auf die Ebene des Rio Guadalfeo und des Rio Trevelez, in dessen Ausgang sich beide Flüsse miteinander verbinden. Jetzt geht es nur noch Bergab aber ich finde keine direkt erkennbare Möglichkeit zum Fluß hinunter zu kommen. Die Wege die abgehen führen nur zu irgendwelchen Häusern. Also geht es weiter und an einer Ruine und einem verschlossenen Stollen endet tatsächlich der Weg.

Aus dem Stollen werde ich nicht schlau, er sieht mehr wie ein Tunnel aus und es sind am Anfang auch Autospuren zu sehen. Ich müffel erst einmal eine Orange und genieße die Aussicht über das Tal das silbern im morgendlichen Sonnenlicht glänzt.

Es ist traumhaft, ich höre nur das rauschen des Flusses das zwitschern Vögel und ab und an kläffen ein paar Hunde.
Ich schaue mich um und finde einen Weg in die Schlucht des Rio Trevelez hinein. Der Weg wird immer enger und der Abgrund zum Fluß bringt mich an meine Grenze der Höhentauglichkeit.

Ich beschließe öfter umzukehren aber das Ego sagt das hier noch nicht zu Ende ist. Das blöde ist das der Boden durch den Regen rutschig ist und ich immer das Gefühl habe ich könnte ausrutschen.

Irgendwann siegt dann aber die Vernunft und ich drehe um. Die Schlucht läuft ja nicht weg und wenn es trocken ist probiere ich es eben noch ein mal.
Auf dem Rückweg finde ich dann auch noch die Abzweigung des Fernwanderweges der über eine kleine Brücke den Rio Trevelez führen soll.

Dort auf der anderen Seite irgendwo soll Chris Stewart leben der als Schlagzeuger und Gründungsmitglied der Musikgruppe Genesis und als Buchautor bekannt ist. Er hat unter anderem das bekannte Buch „Driving Over Lemons: An Optimist In Andalucia“ geschrieben.

Ich streune noch etwas an der Brücke herum, die sicher erst nach der großen Flut im Winter 2009/10 errichtet wurde, bevor ich mich wieder auf den Weg nach Hause mache.

Auf Google Earth sehe ich zu Hause das mich nur ein paar Meter fehlten und ich wäre zu einer Seitenschlucht gekommen in dem ein kleines Wasserkraftwerk zu sein scheint. Jetzt ahne ich auch das der Tunnel dort hin führt, denn eine befahrbare Straße ist nicht zu finden. Der nächste Besuch dürfte also wieder spannend werden. 🙂
Und hier noch zwei kleine Videos (externer Link zu YouTube):