Die schwere Last

Verdun 1980
Verdun 1980

Der alte Mann sitzt am Tisch allein
Ein Stock am Stuhl gelehnt
Viele Stimmen um ihn rum
Doch um seinen Tisch ist‘s leer

Er denkt an die Vergangenheit
an seine Jugend
als er spielte unter’m Apfelbaum
mit seinen Freunden im Sonnenschein

Aus dem Kinde wurd ein junger Mann
und er musste tun was alle taten
weil es gab dort Einen der sie rief
zur Ehre für das Vaterland
zu ziehen in den Krieg
Er wollte nicht
aber er musste tun was alle taten.

Fernab von zu Hause
als es schon sinnlos war
fand er seinen Freund im Graben
überströmt vom Blute lag er da
von einem Splitter war zerschmettert seine Lunge
Er konnte nichts mehr sagen als er die Augen schloss

Nicht einmal begraben konnt er seinen Freund
weil plötzlich auch in ihm ein stechend Schmerz
und als er seine Augen aufschlug lag er selbst im Lazarett

Damals in der Gegend Danzig – Praust
Geflüchtet vor dem Feinde
über Hela, übers Eis
gemeinsam mit den Vielen
die Haus und Hof verlassen mussten
Er hatte Glück er konnt zurück
in seine Heimat

Der alte Mann sitzt am Tisch alleine
und eine Träne rollt über seine Wange
Vergessen ist nicht nur er
vergessen scheint auch sein Erlebtes.
Er nimmt den Stock und schlurft zurück
in sein Zimmer, ganz alleine.

Er musste tun was alle taten

Diese kleine traurige Geschichte basiert auf einer wahren Begebenheit.
Der alte Mann hat erst im Jahr 1957, als ich bereits vier Monate alt war, die Adresse der Ehefrau seines Kameraden heraus bekommen um sie benachrichtigen zu können. Der gefallene Kamerad war Heikes Großvater.

Diese kleine traurige Geschichte soll an alle die gerichtet sein, die aus der Vergangenheit nicht lernen können und auch nicht lernen wollen.
Diese kleine traurige Geschichte soll an die Sinnlosigkeit der Kriege erinnern
Diese kleine traurige Geschichte soll uns davor warnen diese Zeiten zu vergessen
Diese kleine traurige Geschichte soll uns warnen vor Menschen mit hohlen Phrasen
Sie soll aber auch an unsere Politiker gerichtet sein um ihre Wähler ernst zu nehmen und allen Menschen ein menschenwürdiges Leben in unserer Gesellschaft zu ermöglichen!
Aber auch wir müssen uns an die eigene Nase fassen. Mit dem Finger auf Andere zu zeigen, zu schimpfen und zu beschimpfen ist einfach, zeigt aber auch eine große soziale Schwäche in uns.