Wir sind gestern nach La Linea de la Conception, die Stadt auf der spanischen Seite vor Gibraltar, gefahren und sind voll in einen Markt geraten. Zum Glück ist der anvisierte Parkplatz nicht von parkenden Autos besetzt. Da wir Märkte lieben tapern wir sogleich los und stürzen uns ins Getümmel. Das meiste sind Klamotten Smartphonetaschen, Sonnenbrillen, Büstenhalter, Bratgockel und anderes, meist sinnloses Zeugs. Die Gemüsefraktion ist leider nicht sehr stark vertreten. Wir decken uns mit ein paar Paprika und Oliven ein und gehen langsam zurück. Die Lautstärke ist erstaunlich. Marktleute sind ja von Natur aus keine leisen Weggenossen, aber hier übertreffen schon die Besucher den Lärmpegel bei weitem. Die Marktleute setzen dem dann noch ordentlich einen drauf, so dass sie sich schon auf Kisten und Podeste stellen müssen um besser gegen an brüllen zu können. Ich kann ja schon nicht mehr so gut hören, aber das trifft mein Trommelfell doch schon so sehr das ich teilweise irgendeinen Blödsinn auf deutsch in die Menge mit brülle, es macht richtig Spaß und befreit!
Wir stehen unweit der Grenze zu Gibraltar und so schwingen wir uns auf unsere Fahrräder und stürzen uns ins Chaos. Nach Gibraltar rein ist problemlos, nur ein Blick auf dem Perso und wir sind „Drüben“. Heike ist überwältigt von diesem ganzen Durcheinander, Fußgänger, Radfahrer, Motorroller.- und Moppedfahrer und natürlich Autos fahren irgendwie kreuz und quer durcheinander. Wir kommen an einen Platz bei dem die Shoppingmeile, die Mainstreet, beginnt. Tabakladen, Uhrenladen, Smartphonehöker und Schmuckläden, einer nach dem Anderen.
Wir kommen schließlich an einen Platz, auf dem ein Aufsteller für Touriführungen steht, an. Oben drauf prangt ein Schild das die Seilbahn nicht fährt. Mist, die wollten wir ja eigentlich entern. Aus dem Hintergrund rafft sich ein netter junger Mann auf der uns solch eine Tourifahrt aufschwatzen will. Nachdem er das Programm erläutert hat, das immerhin über 1,5 Stunden sein soll, stimmen wir zu.
Also rein in den kleinen Kombi und los geht es auf kleinen Wegen immer höher hinauf, Steigungen von etwa 25% denke ich. Wirklich heftig und verdammt eng. Unser Führer ist wirklich gut und erklärt uns alles und beantwortet brav unsere Fragen. Die Aussicht wird immer genialer und wir landen am ersten Ziel, den Grotten St Michael’s Cave. Die Teile sind ja richtig toll, einfach umwerfend und riesig. Es erscheint uns alles Riesengroß und wenn wir nach oben zu den Decken schauen tut uns der Nacken weh. Mehrere Höhlen, kleinere und Größere durchschreiten wir und es ist mit klassischer Musik untermalt. Die bunte Beleuchtung ist ja ganz nett anzuschauen, wir würden die Stalagtiten und die Felswände aber lieber in natürlichem Licht anschauen. Am Ausgang liegt noch ein Stalagtit Quer aufgesägt und poliert an dem man die wunderschöne Maserung betrachten kann. Die 20 Minuten Zeit die wir haben vergehen wie im Fluge, viel zu kurz.
Dann weiter rauf zu den Berberaffen, die auch gleich auf das Auto springen und uns irgendwie komisch anschauen als wenn sie wüssten das wir aus Norddeutschland kommen. Sie sind wirklich putzig die Tiere, aber die Aussicht hier oben, so um 400 m, ist nicht minder toll. Unser nächster Anlaufpunkt sind dann die Stollen die so im Laufe der Jahrhunderte hier rein getrieben wurden um Feinde abwehren zu können. Irgendwie haben wir das Gefühl das der ganze Felsen ein riesiger Schweizer Käse ist.
Es war eine tolle Ausfahrt, jetzt wissen wir das die Queen in den 50ern auch hier oben war und sonst noch andere äußerst wichtige Einzelheiten über den Felsen. Wir werden es noch einmal machen, dann aber nur zu den Affen und in die Grotten, das reicht und dafür brauchen wir mehr Zeit. Der Taxifahrer bringt uns sogar zu unseren Fahrrädern.
Wir statten dem britischem Kaufhaus noch einen Besuch ab und kaufen so ein Zeugs wie Minzgelee. Fast haben wir vergessen das es bald dunkel wird und wir haben nur unsere Rückleuchten mit. Auf der Landebahn gehen wir etwas zur Seite und wollen unsere Personalausweise rausholen und uns umschauen als sofort ein Uniformierter rüberblökt das wir wieder auf den Weg gehen sollen.
Dann an der Grenze das große Erwachen! Die Briten winken uns kommentarlos durch, wir fahren einen ganz langen Bogen und stehen plötzlich in einer Schlange aus Fahrrädern, Moppeds und Motorrollern die alle vor sich hinknattern. Es geht 35 cm weiter, danach 1 m, dann wieder nur 50 cm es knattert und stinkt nach Zweitaktern, unglaublich. Die Tante der Guardia Civil hat die Ruhe weg, sie schaut in die Moppedkoffer, geht bei Anderen mit dessen Papieren zu einem Häuschen in dem wohl ein Verdeckter sitzt und schlendernd dann wieder zurück. Und so geht es schleppend weiter. Der Zweitaktmief zieht mittlerweile schon in unsere Klamotten. Die Schlange ist jetzt so weit angewachsen das der ganze Weg hinter uns schon voller Knatterkisten und Fahrrädern ist. Die Menschen sind so jipperich das sie uns schon in die Hacken rollern. Das Ganze erinnert uns irgendwie an das damalige innerdeutsche Grenzgetue. Endlich sind wir durch, es ist schon fast dunkel, wir sind hungrig, saumüde aber überaus zufrieden!