Wer schon einmal in Dénia oder Xàbia war, oder auch nur die Küstenstrecke gen Süden gefahren ist, der kennt auch den Montgó. Einsam steht er auf der Landzunge und blickt gen Ibiza auf das Mittelmeer.
Er ist ein gewaltiger Fels der irgendwie Vergessen erscheint weil er so isoliert da steht, wie ein Bollwerk der Einsamkeit der die Küstenstädte wie ein Messer voneinander trennt oder trennen die Städte den Montgó von den Tälern?
Wir fahren die Küstenstraße die sich scheinbar ewig durch Dénia und die Orte davor hinschlängelt. Plötzlich hört die Bebauung auf und die Straße windet sich in Serpentinen immer höher und höher bis auf 200 Meter. Hier oben haben wir die Möglichkeit zur Landspitze, dem Cabo de San Antonio oder dem Montgó zu fahren. Wir biegen rechts in eine kleine Piste Richtung Montgó ein und stellen den PKW auf einem kleinen Parkplatz ab. Von hier aus beginnen wir unseren Marsch. Wir sind Lynda, Gerlind und ich und wir drei hegen schon lange den Traum auf den Montgó herauf zu wandern. Laut Wikiloc soll die Route 4 Stunden dauern aber so wie wir es gehört haben kommt man damit auf gar keinen Fall aus und so wird es sich auch bestätigen.
Wir können rund einen Kilometer auf gerader Fläche wandern bis wir direkt vor dem Montgó stehen und die eigentliche Beinarbeit sofort einsetzt. Es geht im Zickzackkurs stetig bergauf und wir bleiben immer wieder stehen um die Aussicht zu genießen aber auch um Luft zu schnappen. Es ist sonnig, nicht zu warm aber leider etwas dunstig. Unter uns sehen wir langsam immer mehr Häuser von Xàbia die unterhalb von uns auftauchen. Wir bewundern die Pflanzenwelt und die Felsformationen mit den vielen runden Löchern. Gerlind kann sich kaum von einer Bergkristallader los reißen. Ein paar Stücke des edlen Minerals wandern als Andenken in unsere Taschen. Mit jedem Höhenmeter mehr wird die Aussicht immer grandioser und wir müssen unsere Blicke förmlich losreißen denn sonst würden wir nie oben ankommen.
Auf 420 Meter haben unsere Beine eine kurze Zeit ein paar Meter weniger Arbeit denn es geht geradewegs und ohne Steigung weiter, aber nur kurz um in Zickzacklinien wieder bergan zu steigen. Es wird immer steiler und links von uns geht es nur noch gerade herunter. Dort liegen die Häuser von Xàbia mit ihren blauen Schwimmbecken. Wenn wir aufblicken ist kein Pfad zu erkennen auf dem es weiter geht aber die Markierung ist eindeutig und mit genauem Blick finden wir den Weg. Der Zickzackkurs ist beendet und wir kraxeln auf einem Grat immer höher. Es ist so steil das wir unsere Arme mit zur Hilfe nehmen müssen. Jetzt sehen wir sogar die Skyline von Calpe und etwas weiter hinten Benidorm. Die riesigen Hochhäuser sehen von hier aus richtig klein und popelig aus. Jetzt endlich können wir auch ganz schwach die Küste von Ibiza sehen.
Blau liegt uns das Mittelmeer zu Füßen als wir den Gipfel erreichen und den Blick von Valencia im Norden bis nach Alicante im Süden schweifen lassen können. Es ist ein sagenhaftes Panorama, das Festlandmassiv im Rücken und das Mittelmeer vor uns zu haben. Ein steifer frischer Wind pustet uns hier oben auf 752 Metern um die Ohren, wir sind ganz alleine, denn die anderen Wanderer die wir getroffen haben, haben vorher schon aufgegeben aber auch wir müssen bald an den Abstieg denken. Der Abstieg ist nicht so anstrengend, aber wir müssen mehr auf unsere Schritte achten denn das Geröll unter den Schuhsohlen ist teilweise vergleichbar mit Schmierseife. Der Berghang liegt jetzt bereits im Schatten aber wir kommen gut voran und so sind wir um 16:45 Uhr wieder am Auto. Erschöpft aber überglücklich! Ich muss schon sagen, meine beiden Damen haben einen gewaltigen Schritt alle Achtung! Um 17:30 rollen wir wieder auf dem Campingplatz bei Oliva ein und Tahlia, Lindas Hündin, hat sich in unserem Wohnmobil mit Heike zusammen anscheinend sehr wohl gefühlt. Trotzdem freut sie sich riesig ihr Frauchen wieder zu sehen.